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Archäologie & Geschichtswissenschaft
zur Vor- und Frühgeschichte in Deutschland
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„Die Germanen“ – Zwischen Stereotypen und archäologischer Realität
Das Vorwort zur Vorgeschichtsforschung
[/fusion_text][fusion_imageframe image_id=“13260″ style_type=“bottomshadow“ hover_type=“none“ bordersize=“3″ align=“center“ lightbox=“no“ alt=“So stellte man sich Anfang des 20. Jhd die spätbronzezeitlichen Mitteleuropäer vor.“ linktarget=“_self“ hide_on_mobile=“small-visibility,medium-visibility,large-visibility“ animation_direction=“left“ animation_speed=“0.3″]http://www.gannahall.de/wp-content/uploads/2017/03/Thorismund_Siegesfeier_frühes-20.Jhd_.jpg[/fusion_imageframe][fusion_text]
Romantisierende Darstellung (frühes 20. Jhd) der Siegesfeier für Gotenkönig Thorismund nach der „Hunnenschlacht auf den Katalaunischen Feldern“
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Unwissenheit, Klischees & Vorurteile – Das Germanenbild im 21. Jahrhundert
Seit nunmehr weit über einhundert Jahren beschäftigt sich die Wissenschaft mit unseren Vorfahren, zu denen für viele Jahrhunderte auch „die Germanen“ gehörten.
Doch was wissen wir denn wirklich über die Zeit in der sie lebten, über ihren Alltag und ihre Kultur … und warum halten sich in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung immer noch hartnäckig alte und längst überholte Klischees, wie zum Beispiel jenes, die Germanen wären höhlenbewohnende und kulturlose Barbaren gewesen, die in grober Kleidung und mit primitivsten Werkzeugen und Waffen ausgerüstet, ein karges Dasein als Jäger und Sammler fristeten… mit Sicherheit aber weit zurück stünden hinter den antiken Mittelmeerkulturen derselben Epoche.
„Als das römische Imperium entstand, hausten die Menschen im heutigen Deutschland noch in Erdlöchern und liefen in Tierfellen herum.“
Dieses sicherlich besonders krasse Beispiel ist genauso von mir im Gespräch erlebt worden.
In eine ähnliche Richtung geht auch ein Großteil der Erfahrungen, mit denen ich in den letzten Jahren während meiner historischen Darstellung der havelländischen Semnonen konfrontiert wurde.
Besonders während meiner unterrichtsbegleitenden Vorträge in Schulklassen wurde und werde ich immer wieder mit den gängigen Klischees konfrontiert, welche die Kinder in der Regel von Zuhause mitbringen und die wohl vor allem die Meinung der Eltern reflektieren.
“Aber die alten Germanen kannten, hatten, wussten doch dies, das und jenes überhaupt noch nicht, folglich wären sie zu dieser oder jenen Leistung damals gar nicht in der Lage gewesen!”
Nun lassen sich solche Feststellungen zum Erstaunen der „Besserwisser“ meist mit Fakten und wenigen Sätzen argumentativ widerlegen.
Doch woher stammt das Stereotyp vom wilden Barbaren, das immer noch das kollektive Geschichtsbild der Deutschen zu prägen scheint?
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Fotografie (1882) einer versuchten Darstellung unserer europäischen Vorfahren
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Das Image vom kulturlosen Waldbewohner
Der Gründe für das negative Image unserer Vorfahren sind vielfältig wie sich in Folge zeigen wird. Einer dieser Gründe dürfte sich beispielsweise durch diverse Vergleiche mit den zeitgenössischen antiken Kulturen des Mittelmeerraumes, wie zum Beispiel den Griechen und Römern ergeben.
Die Germanen haben steinernen Monumenten wie beispielsweise der Akropolis oder dem Kolosseum nichts Vergleichbares entgegenzusetzen, die Hinterlassenschaften ihrer Bauten sind kaum wahrnehmbare Verfärbungen von Pfostenlöchern auf deutschen Äckern.
Erst am Ende der Antike trugen sich die germanischen Völker mit eigenen Prunkbauten in Italien, Spanien und Nordafrika in die Geschichte des Monumentalbaus ein.
Aber warum war das so?
Diese Frage ist verblüffend einfach zu beantworten: Für die Germanen bestand schlicht keine Notwendigkeit auf Baustoffe wie Stein oder gar Mörtel und Zement zurückzugreifen, denn ihnen stand Holz als Baumaterial in Hülle und Fülle zur Verfügung und so wurden sie über die Jahrhunderte zu den begnadeten Holzbaumeistern und Erfindern des Fachwerkbaus, von deren Wissen und Fertigkeiten noch nachfolgende Generationen bis in die heutigen Zeit hinein profitierten.
Da nun Holz aber, wie die meisten der von den Germanen verwendeten Materialien, ein organischer Werkstoff ist, der ohne entsprechende Wartung und Pflege recht schnell von Umwelteinflüssen zersetzt wird, hat auch kaum eines der hölzernen Produkte unserer germanischen Vorfahren die Jahrhunderte und Jahrtausende überstanden, seien es nun Häuser, Möbel, Karren, Boote, samt ihrer mutmaßlichen Verzierungen, Waffenbestandteile wie Schäfte, Griffe, Schilde oder die berühmt gewordenen Buchstaben, in Holzstäbe geschnitzte Runenzeichen, welche zu den Namensgebern unserer heutigen Schriftzeichen wurden…alles ist zu Staub und Erde geworden.
Ganz ähnlich verhält es sich mit Gegenständen, Schmuck und Intarsien aus Bernstein oder Knochen zum Beispiel, welche der Witterung ausgesetzt, ebenfalls in wenigen Jahren vergehen, ganz zu schweigen von Textilien aus Wolle und Leinen oder Taschen und Schuhe aus Leder.
Zu all dem gesellt sich die Tatsache, dass eine Vielzahl der germanischen Stämme, zu denen auch die Semnonen zählen, über viele Jahrhunderte hinweg die Tradition der Brandbestattung pflegten.
Dies bedeutet, dass die Verstorbenen oftmals mit all ihrem zu Lebzeiten für sie bedeutsamen und wichtigen Hab und Gut verbrannt wurden und zwar offenbar auf großen Scheiterhaufen, die eine solche Hitze erzeugten, dass nicht selten sogar feinere Metallapplikationen in ihr vergingen und selbst massive Metallprodukte, wie Schwerter, Schildbuckel oder Kessel stark beschädigt wurden.
Schließlich sollte dies alles dann nach Möglichkeit noch in eine Urne von der Größe eines mittleren Blumentopfes passen,weshalb die ohnehin strukturgeschädigten Metallteile nach der Verbrennung noch weiter zerstört wurden… kurzum, der Fundbestand ist im Grunde gar nicht so dürftig, dafür allerdings in denkbar schlechtem Zustand.
Doch trotz der daraus resultierend vergleichsweise schlechten Qualität der Befunde, sprechen diese eine überaus beredte Sprache und diese bestätigt weder die „Höhlenmenschen-Theorie“, noch das in der NS-Zeit propagierte Bild vom angeblich kulturell überlegenen „arischen Herrenmenschen“, sondern vermittelt vielmehr, besonders in Bezug auf die Semnonen, ein anderes faszinierendes Bild.
Es ist das Bild eines bisher schlicht unterschätzten Volkes, die hinter den bekannten zeitgenössischen Kulturen nicht zurücksteht, sondern einfach anders ist und deren eigentliche Bedeutung sich dank der Forschung zwar erahnen lässt, jedoch in ihrer Gesamtheit noch weitestgehend unerfasst ist.
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Goldschmuck aus einem elbsuebisch-hermundurischen Frauengrab des 3.Jhd.
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Wie bereits festgestellt, ist die Geschichtsforschung aktuell dabei den Erkenntnisstand zu den vor- und frühgeschichtlichen Bewohnern der heutigen Bundesrepublik stetig zu mehren und diesen unter anderem auch für eine mehr oder weniger interessierte Öffentlichkeit aufzubereiten.
Die Informationslage ist besser als jemals zuvor, noch dazu über die neuen Medien bequem für Jedermann abrufbar … und dennoch scheint der sachliche Umgang mit den eigenen Vorfahren für weite Teile der deutschen Bevölkerung, aber auch für einige Fachleute, immer noch problematisch zu sein.
Warum das so ist, lässt sich wohl am besten mit einem Blick auf der Vorgeschichtsforschung eigener Vorgeschichte erklären.
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Vom „Barbaren“ zum „edlen Wilden“ – Wechsel der Stereotype
Als sich zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland nach Jahrhunderten der Kleinstaaterei die Reichseinigung vollzog, keimte in den Deutschen auch ein bis dahin neues, nämlich ein nationales Identitätsbewusstsein auf, welches, wie in allen anderen westlichen Ländern dieser Zeit auch, von den Mächtigen dieser Zeit als nutzbringend empfunden und entsprechend gefördert wurde.
Diese nationale Identität repräsentierten zuoberst Kaiser und Reich, das erwünschte Ergebnis war wohl eine weitestgehend systemkonforme Bevölkerung.
Die Menschen glaubten im Umkehrschluss, die Interessen ihrer Repräsentanten müssten auch die Interessen des Volkes sein…ein Trugschluss, wie wir heute wissen.
In den folgenden Jahrzehnten jedenfalls entwickelte sich dieses Nationalbewusstsein immer mehr zu einem regelrechten Nationalstolz der sich durch alle Bevölkerungsschichten zog und schließlich auch die Kunst erreichte, sich widerspiegelnd in Musik, Malerei und Lyrik.
Die eigenen Vorfahren wurden auf jede erdenkliche Art romantisch verklärt und heroisiert, ganz wie die alten Heldensagen es vorgaben.
Schließlich wurden die ehemals „unchristlichen Barbaren“ zu “edlen Wilden” stilisiert, ganz ähnlich wie es derzeit beispielsweise auch mit den nordamerikanischen „Indianern“ geschah. Zeitliche Entfernung hier, räumliche Entfernung da, gepaart mit allgemeiner Unwissenheit ließ beides viel Freiraum für Spekulation, Interpretation und Phantasie.
Plötzlich kannte ein Jeder „die Nibelungen“ und wusste zum Beispiel, dass einst in grauer Vorzeit „Hermann der Cherusker der Befreier der Deutschen” war.
Die deutschen Heldensagen hatten Hochkonjunktur und die ersten Mediävisten begannen in den Protagonisten historische vorchristliche Persönlichkeiten festzumachen und die Handlungen entsprechend zu verorten.
Auf einmal hatte auch ein Großteil der deutschen Bevölkerung gar kein religiöses Problem mehr damit an eine „vorchristliche deutsche Kultur“ zu glauben, was wenige Jahrzehnte zuvor noch undenkbar gewesen wäre.
Gestört haben dürfte dies vor allem den Klerus, da die aufblühende Archäologie und Geschichtswissenschaft dem Zeitpunkt des angeblichen Schöpfungsursprungs immer bedrohlicher zuleibe rückten.
Die Wissenschaft begab sich nun verstärkt in den Dienst der Suche nach den Ursprüngen des “Deutschtums” und die Germanen rückten immer stärker auch in den Fokus von weltweit bis dahin schon sehr erfolgreichen und bekannten deutschen Altertumsforschern und Archäologen, welche in relativ kurzer Zeit nicht nur das Bild vom barbarischen Keulenschwinger zerstörten, sondern mit ihren Erkenntnissen bald auch den edlen Wilden zu Grabe trugen.
Funde und Publikationen häuften sich und präsentierten einer überaus interessierten Öffentlichkeit nicht nur eine, sondern gleich mehrere germanische Kulturen verschiedener Regionen und Epochen.
Dies jedoch trübte keineswegs die Begeisterung der Romantiker, scheint diese gar gesteigert zu haben und befeuerte zudem die Phantasie der sich gerade entwickelnden “völkischen”, bzw. nationalistischen Bewegung, der auf ihrer Suche nach einer möglichst kulturhohen und weit zurückreichenden Ahnenreihe dankbar nach allem griffen, was die Überlegenheit “der Deutschen” gegenüber allen anderen Völkern und Kulturen Europas zu beweisen schien, ganz gleich ob Wissenschaft oder Esoterik, ob wahr oder nicht.
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[/fusion_text][fusion_imageframe image_id=“13276″ style_type=“bottomshadow“ hover_type=“none“ bordersize=“3″ align=“center“ lightbox=“no“ linktarget=“_self“ hide_on_mobile=“small-visibility,medium-visibility,large-visibility“ animation_direction=“left“ animation_speed=“0.3″]http://www.gannahall.de/wp-content/uploads/2017/03/WK-I_Propaganda_1914-197×300.jpg[/fusion_imageframe][fusion_text]
Deutsche Kriegspropaganda-Postkarte von 1914, mit phantasievoller „Germanendarstellung“ (Quelle: www.alamy.de)
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„Der Germane“ als stilisierte Symbolfigur einer kollektiven Identität
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde Deutschland zum Hauptschuldigen erklärt, von der Völkergemeinschaft separiert und im Anschluss von den Siegermächten schamlos ausgebeutet.
Dieser Umstand und die daraus resultierende Situation der Nachkriegszeit, in welcher sich die deutsche Bevölkerung kollektiv befand, kann wohl als Startschuss zum endgültigen Erfolg des völkischen Nationalismus in Deutschland angesehen werden.
Ebenso kollektiv schien das trotzige Bedürfnis nach Abgrenzung zu wachsen und mit ihm das Bedürfnis nach “einer eigenen Geschichte” … so propagierten jedenfalls die politischen Demagogen dieser Zeit.
Ein Alleinstellungsmerkmal musste her und der germanische Vorfahr schien dieses zu bieten.
Seine Geschichte war diffus und ließ somit auch jede Menge Freiraum für Interpretation und frei Erfundenes.
Wirkliche Fakten standen einer breiten Öffentlichkeit kaum zur Verfügung, aber diese interessierten in jener Zeit auch nicht wirklich.
Doch dann traten erstmals auch Archäologen, Historiker und andere Wissenschaftler auf, welche die deutsche Vor- und Frühgeschichte zunehmend ideologisierten und den Germanen eine überragende kulturelle Bedeutung zuschrieben.
Das war Öl auf das Feuer der deutsch-völkischen Propaganda und der erste Schritt zum „wissenschaftlich legitimierten“ Missbrauch germanischer Kultur und Geschichte war getan.
Spätestens von diesem Zeitpunkt an war alles ”germanische” besonders und wurde klar unterschieden vom “welschen”, womit das vermeintlich keltische, also französische und/oder englische gemeint war, ungeachtet der geschichtlichen Tatsache, dass sowohl der Ursprung Englands, als auch der von Frankreich in germanischen Königreichen der ausgehenden Völkerwanderungszeit begründet liegt.
Für Deutschland und seine neu entstandene völkische Bewegung war klar: Sie sind die direkten und einzig legitimen Nachfolger des von „Hermann dem Cherusker befreiten Germanien“!
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Typische nationalsozialistische Propaganda mit Berufung auf die „germanischen Wurzeln“
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Die Instrumentalisierung germanischer Geschichte und Kultur
& die Archäologie im Dienst von Politik und Propaganda
Spätestens mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde dann die gesamte mitteleuropäische Geschichte quasi von der Steinzeit an “germanisiert”, heroisiert und nicht selten grotesk überhöht.
Nicht nur „der germanische Krieger“, wozu die nationalsozialistischen Propagandisten wie selbstverständlich unter anderem auch beispielsweise die skandinavischen Wikinger zählten, ja selbst noch der mittelalterliche Bauer wurde bei Bedarf zum arischen Helden stilisiert und im Kontext des Nationalsozialismus dem deutschen Soldaten gleichgesetzt, dem „die ehrenvolle Aufgabe der Rettung der germanischen Kultur” und „der Reinhaltung des arischen Blutes als oberstes Gebot“ galt.
Als hätte der mittelalterliche Landmann nicht andere Probleme gehabt, von den Germanen des vorchristlichen Europa ganz zu schweigen, zumal denen, wie wir heute wissen, nicht nur Diktaturen ein Gräuel, sondern auch Rassismus fremd war.
Ihr Weltbild war geprägt von den verschiedensten Ehrvorstellungen, zu denen unter anderem auch der Respekt gegenüber Fremden zählte…jedenfalls sofern sich diese ihnen gegenüber ebenso respektvoll verhielten.
Doch dazu an anderer Stelle mehr.
Hier jedenfalls kann zumindest eine kulturelle Vergewaltigung eindeutig diagnostiziert werden.
Der sogenannte Nationalsozialismus hatte den „Urahn der Deutschen“ gepackt, nahm von ihm was nützlich schien, trug ihn wie ein Banner vor sich her und ließ ihn auch dann nicht mehr los als er schon lange zum militärischen Faschismus mutiert war, zu einem modernen Spiegelbild des bei den Germanen nicht unbedingt beliebten Imperium Romanum.
Kultur und Weltanschauung hätten verschiedener kaum sein können!
Mit einer kaum nachvollziehbaren Selbstverständlichkeit hielten das NS-Regime und seine Propaganda weiter am Image des „freiheitsliebenden ursprünglichen Germanen“ als Symbol fest, trotzdem Deutschland schon lange zur Diktatur und zur invasiven Großmacht nach römisch-imperialem Vorbild geworden war.
In diesem Kontext mutet die Verwendung germanischer Symbole und Sinnzeichen, besonders derjenigen mit vermutetem spirituellem Charakter, an wie ein kindlich-naiver Aberglaube … als ließe sich „die Magie der Ahnen“ durch die bloße inflationäre Verwendung in das Industriezeitalter übertragen.
Jedenfalls war es den Archäologen und ihrer Fachrichtung in Deutschland wohl nie zuvor so gut gegangen. Die NS-Führung, allen voran Heinrich Himmler finanzierten bereitwillig die verschiedensten Ausgrabung, natürlich in der Erwartung, die von den Forschern zutage geförderten Erkenntnisse für ihre Propaganda nutzen zu können.
Diese wiederum verfolgten ganz sicher in der Regel ihre eigenen wissenschaftlichen Interessen und mitnichten waren sie alle Nationalsozialisten, manche nicht einmal in der NSDAP, aber von dort kamen die finanziellen Mittel mit der Intention des anschließenden Missbrauchs.
Schließlich sollte es dann genau dieser Missbrauch der germanischen Geschichte sein, der nach dem Untergang des sogenannten 3. Reiches zunächst nicht nur die diesbezügliche Forschung in Verruf brachte, sondern zudem das Image der historischen Germanen massivst beschädigte.
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Archäologische Ausgrabung im dritten Reich/Foto der Ausstellung „Graben für Germanien“
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Die fatalen Folgen der kulturellen Ausbeutung – Diskreditierung, Diskriminierung und ein neuer Weg in eine falsche Richtung
Nach Kriegsende sollten der deutsche Nationalsozialismus und seine Hinterlassenschaften „mit Stumpf und Stiel“ ausgerottet werden.
Wirklich nachhaltig geschah dies jedoch lediglich auf ideologischer Ebene.
Egal ob von den Nazis erfunden oder missbräuchlich ideologisiert, es wurden Symbole verboten, Straßen und Plätze umbenannt, auch wenn sie lediglich nach frühgeschichtlichen Persönlichkeiten oder germanischen Stämmen benannt waren und im selben Atemzug die gesamte deutsche Vor- und Frühgeschichte gleichsam kollektiv mit unter Generalverdacht gestellt, gerade so als träfe die historischen Germanen eine Mitschuld an Nationalsozialismus und Krieg.
Von nun an ließ auch der seriöseste wissenschaftliche Umgang mit diesem Thema die entsprechenden Archäologen und Historiker zunächst einmal zumindest fragwürdig erscheinen, zumal einige von ihnen schon vor und während des Krieges unter anderem auch im Dienste der Nazipropaganda tätig waren.
Im Vergleich mit der Germanendarstellung im dritten Reich, kann für das Nachkriegsdeutschland, besonders im Osten, eine 180°ige Image-Wende festgestellt werden.
Besonders massiv erfolgte die Diskreditierung der germanischen Geschichte wie gesagt in der ehemals sowjetisch besetzten Zone, der späteren DDR.
Dort war das Misstrauen allem „germanischen“ gegenüber noch deutlich krasser ausgeprägt als in der jungen Bundesrepublik, in der ja in verschiedener Hinsicht zunächst einmal „Vieles beim Alten blieb“.
Dies änderte sich aber auch dort allmählich und spätestens mit der Generation der sogenannten 68ern und ihrem Drang nach „Aufarbeitung der Nazizeit“.
Ebenso selbstverständlich wie widersinnig wurde den Germanen nun auch im Westen ein subtiler Bedeutungszusammenhang mit dem so genannten dritten Reich angedichtet.
Und während es in der DDR schließlich zu einer regelrechten Diskriminierung der germanischen Geschichte kam und diese zugunsten einer „slawischen Geschichte Ostdeutschlands“ im großen Stil unter den Teppich gekehrt wurde, zumindest was die potentiell interessierte Öffentlichkeit anging, versuchte man nun auch im Westen das Thema öffentlich möglichst zu meiden, so als ginge von ihm ernsthaft eine Gefahr für die Demokratie aus.
Dennoch hatten die Forscher im Westen Deutschlands noch deutlich bessere Arbeitsbedingungen als ihre Kollegen im Osten, die sich nicht selten staatlichen Repressalien ausgesetzt sahen, wovon vor allem Historiker betroffen waren, die nicht im Staatsdienst tätig waren.
Die Forschung im Westen behandelte die Germanen von nun an bevorzugt wie eine unbedeutende historische Randkultur im Schatten des römischen Imperiums, beschrieb sie quasi als „undankbare“ Nutznießer von dessen zivilisatorischem Fortschritt.
Im Grundesetzte das „kollektive geschichtliche Bewusstsein“ in der, im Vergleich zur DDR eher christlich geprägten BRD, zumindest gefühlt mit dem christlichen Mittelalter ein.
In den Schulbüchern beider Staaten wurden die mehr als eintausend Jahre germanischer Geschichte zur Randnotiz zwischen dem glorreichen römischen Imperium und den ebenso glorreichen Karolingern, beide vor allem bekannt für unzählige wirtschaftlich und/oder religiös motivierte Angriffskriege.
Warum nun ausgerechnet diese Kulturen für offenbar „pädagogisch wertvoller“ erachtet wurden als die der Germanen, welche immerhin zu den europäischen „Erfindern“ der Demokratie und gleichermaßen zu deren glühendsten Verfechtern gehören, will sich allerdings auch bei eingehender Betrachtung nicht so recht erschließen.
Schlussendlich finden wir „die Germanen“ bis zum heutigen Tag in den Geschichtsbüchern lediglich komprimiert auf Stoff für einige wenige Unterrichtsstunden mit der Varusschlacht als Höhepunkt, das wars.
Hier von einer Art Diskriminierung zu sprechen ist wohl nicht überzogen.
Erst mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten begann sich zwar das Verhältnis der Deutschen zu ihren Vorfahren wieder leicht zu entkrampfen, was allerdings nicht bedeutet das ein irgendein Bemühen spürbar wurde, dieses Thema beispielsweise pädagogisch aufzuarbeiten.
Trotz aller Überfälligkeit gab es keinen ernst gemeinten Versuch die deutsche Frühgeschichte endlich zu entkoppeln von ihrem vergleichsweise kurzen Missbrauch in der jüngeren deutschen Geschichte.
Der seriöse Umgang mit der deutschen Vor- und Frühgeschichte blieb weiterhin den entsprechenden Fachrichtungen vorbehalten und interessierte Laien oder „Hobby-Historiker“, wie ich ja selbst einer bin, werden auch heute noch misstrauisch beäugt und sehen sich leider viel zu oft mit Mutmaßungen bezüglich einer eventuell politischen Motivation konfrontiert.
Kein Wunder also, dass die Germanen allmählich wieder im Nebel der Geschichte und damit aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwanden, immerhin braucht es nicht viel mehr als zwei Generationen, um auch wirklich jedes Wissen, jede Errungenschaft der Menschheit wieder vergessen zu lassen.
Die Geschichte ist voll von solchen Beispielen vergessenen Wissens und Errungenschaften, seien sie materieller oder kultureller Natur … exemplarisch dafür steht das christliche Mittelalter.
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Der Kreis schließt sich, die Bildungslücke bleibt
Wo stehen wir also heute?
Die deutsche Öffentlichkeit befindet sich heute bezüglich ihrer Vorfahren auf einem Wissensstand, der nicht deutlich höher ist als zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts und dies obwohl die Forschung auf diesem Gebiet in der Zwischenzeit quasi Quantensprünge gemacht hat.
Dieses Manko kann bei humoristischer Betrachtung wohl als „historische Bildungslücke“ bezeichnet werden.
Nun ja, es gibt sie, die Funde und Erkenntnisse der vergangenen Jahrzehnte.
Nur „leider“ sind diese Funde in einer derartigen Fülle vorhanden, dass eine Aufbereitung derselben an den begrenzten Kapazitäten zu scheitern droht und diese einer ungewissen Zukunft in den Archiven diverser Museen entgegenblicken.
Sind die Funde entsprechend aufgearbeitet, stellen oftmals auch die Publikationen an sich ein Problem für die öffentliche Wahrnehmung dar, da sie in entsprechendem Fachterminus verfasst für den interessierten Laien in der Regel schwer verständlich sind.
Zudem erscheinen sie oftmals in sehr kleiner Auflage, sind also entsprechend schwer zu bekommen und nicht selten so teuer, dass sie für einen durchschnittlich verdienenden Hobby-Historiker schlicht und ergreifend nicht erschwinglich sind.
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Darsteller des Semnonenbund e.V. bei einem unterrichtsbegleitendem Vortrag an einer Berliner Schule
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Das Fazit
Diese oben diagnostizierte Bildungslücke wollen wir an dieser Stelle nun, vor allem bezogen auf die historischen Semnonen, ihre Abkömmlinge und deren Siedlungsgebiete, zumindest teilweise beheben helfen.
Dazu wollen wir die Möglichkeiten des Internetzeitalters nutzen, um das uns zur Verfügung stehende Wissen auf allgemein verständliche Art und Weise mit unseren Mitmenschen zu teilen.
Wissen ist niemals gefährlich, Halbwahrheiten und Unwissenheit dagegen schon.
Mit der Geschichte verhält es sich ähnlich: ist sie wahr, auf Fakten basierend und wird wertfrei vermittelt, ist sie den Menschen eine Lehre … ist sie weitgehend unbekannt und lässt der Phantasie viel Raum, kann und wird hinzugedichtet, verfälscht, frei erfunden und vor allem instrumentalisiert werden.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis kann wohl festgestellt werden, dass der stiefmütterliche Umgang mit diesem wichtigen und langen Zeitabschnitt deutsch-europäischer Geschichte eher dazu geeignet ist, zum wiederholten mal die Phantasie diverser Geschichts- und Nationalromantiker zu befeuern, als dass irgendein erkennbarer Nutzen für irgendjemanden daraus entstünde.
Ein Effekt der weder wünschens- noch erstrebenswert sein kann, wie die jüngere Vergangenheit zeigt.
Wer informiert ist und seine eigene Geschichte kennt, den werden Blender und Propagandisten nur schwerlich aufs Glatteis führen können.
Wir sprechen uns an dieser Stelle ganz klar sowohl gegen den Missbrauch, als auch gegen eine Diskriminierung gewisser historischer Zeitabschnitte, Kulturen und/oder Persönlichkeiten aus, genauso wie gegen die pauschale Diskreditierung der Erforschung einer bestimmten Epoche …denn die Menschen haben ein Anrecht auf ihre Geschichte, unverfälscht und frei von Wertung.
Und so wie die Weltgeschichte völlig selbstverständlich Weltkulturerbe ist, bzw. sein sollte, ist unsere Regionalgeschichte zumindest unser Regionalkulturerbe, welches allen hier lebenden Menschen zur Verfügung stehen soll, ganz gleich ob ihre Familien seit Generationen im Havelland, in der Prignitz oder in Berlin leben oder ob die Mark erst seit kurzem ihre Heimat ist.
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